Die Entwicklung der Bildmedien sowie der Rechenmaschinen, die mit dem Beginn der Neuzeit begann, strebt derzeit gegen einen Höhepunkt. Die Bilder werden dreidimensional. Damit schuf sich der Mensch eine neue Scheinwelt, in die er mit seinem Bewusstsein eintritt. Das gibt ihm einerseits enorme Möglichkeiten der Entwicklung, die andererseits jedoch mit der Gefahr verbunden sind, dass er die Verbindung zu seinem Leib und damit zur realen Welt verliert. Dieselbe Signatur zeigt sich bei der sogenannten künstlichen Intelligenz: Der Mensch stellt sein vergangenes Denken als Maschinen nach außen; diese ersparen ihm sehr viel Arbeit, setzen ihn aber andererseits der Gefahr aus, dass er sein selbständiges Denken verliert. Wahrnehmen und Denken sind allerdings die Grundsäulen des menschlichen Erkennens. Die gegenwärtige und zukünftige Frage ist daher, ob der Mensch fähig ist, seine Initiativkraft und seinen Willen auf die eigene innere seelisch-geistige Entwicklung auszurichten. Gelingt ihm dies, dann wird er den Anforderungen, welche die neuen Technologien stellen, gewachsen sein.

 Prof. Dr. Edwin Hübner, Studium der Mathematik sowie Physik in Frankfurt/Main und Stuttgart (Dipl. Math.). Von 1985–2015 Lehrer an der Freien Waldorfschule Frankfurt/Main. Daneben wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Medienpädagogik. 2004 Promotion. 2009 Habilitation. Von 2017-2022 Aufbau des von Tessin-Lehrstuhls für Medienpädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart – Seminar für Waldorfpädagogik.