Vorbemerkung

Liebe, an der anthroposophischen Gesichte in Köln interessierte Menschen .
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Namen von Personen nenne ich entweder mit ausdrücklicher Zustimmung oder als Zitat bereits öffentlich zugänglicher Daten. Meine Quellen trage im am Ende dieses Beitrages zusammen.Die Recherche zur Geschichte der Anthroposphie in Köln ist überraschend, schwierig. Nach einem beeindruckenden, ausführlich niedergelegten Beginn vor dem ersten Weltkrieg, bricht die Geschichtsschreibung 1914 abrupt ab. Äußere Umstände können das vielleicht erklären aber sie bleiben im Dunkel. Wer kann es lichten? Ich würde mich freuen auch auf diesem Wege viele Rückmeldungen zu bekommen.

Was hat die uralte Stadt am Ort des heutigen Köln mit Anthroposophie zu tun?

Wie manifestieren sich geistige Strömungen an Orten? Indem sie auf Menschen treffen, durch die diese Ströme wirken können. Verfolgt man Rudolf Steiners Lebens-Orte, kommt man von Wien über Weimar und Berlin nach Dornach. Betrachtet man die Menschen-Beziehungen, spannte sich dieses Netz erheblich weiter, nämlich über ganz Mitteleuropa, in das sich die Beziehungen der Menschen für und mit denen er arbeitete, erstreckten.

Eine bis heute maßgebliche Frage ist die, wie Menschen dazu kommen, den anthroposophischen Weg selbst gehen zu wollen. Ein wichtiges Prinzip des Umgangs mit der geistigen Welt ist, die eigene Initiative. Der Antrieb, sich mit der geistigen Welt zu verbinden, mit ihr wirksam zu werden, muss aus dem Menschen selbst kommen. Das heißt einerseits, dass Werbung für die Geisteswissenschaft zerstörerisch auf sie selbst zurückwirkt, also nicht sein darf, andererseits die Menschen von der Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der geistigen Welt erfahren sollen. Unfreiheit besteht nämlich auch dann, wenn Herrschaftswissen gebildet also Wissen zurückgehalten wird. Die Menschen, die sich für die Theosophie, später Anthroposophie entschieden, mussten das aus eigener innerer Überzeugung tun.

Einer dieser Menschen war Mathilde Scholl.

Die Biografie von Ekkehard Meffert trägt ihren Lebensgang so genau als möglich zusammen und würdigt die Bedeutung von Fr. Scholl. M. Scholl ist zunächst mit der Theosophie stark verbunden und folgt deren Schulungsweg. Als Rudolf Steiner Vorsitzender der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft (DSdTG) wird, lernt sie ihn kennen und schließt sich mehr und mehr seiner Denkungsart an. Sie gehört zu den ersten Menschen in Deutschland, die er in die geistige Hochschule aufnimmt und ausbildet. Praktisch wirkt sie bei der Ausbreitung der DSdTG im mittleren Westen Deutschlands (von Köln aus bis nach Mainz und bis ins Ruhrgebiet hinein stößt sie Zweiggründungen an). Aufgrund ihrer ausgeprägten sprachlichen Fähigkeiten ist sie Mittlerin zwischen den meist englisch sprechenden Theosophen und den Menschen der DSdTG.

Am 29. Februar 1904 entstand der ursprüngliche Kölner Zweig, der "Giordano Bruno Zweig - Cöln" als Keimzelle und Ort, an dem Rudolf Steiner häufig Vorträge und Mitgliederveranstaltungen abhält. Der Zweig hatte seine Räume im Haus der Familie Künstler in der Belfortstrasse 9. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenmauern zerstört und später abgerissen.

Gründungsmitglieder des Zweiges waren Mathilde Scholl, Maude Künstler geb. Capon, Eugen Künstler (Eigentümer der Mülheimer Zeitung), Karl Künstler (sein Bruder), Elisbeth Berend und Anna Weber. Zweigmitglieder, über die in der Anthroposophischen Gesellschaft Informationen erhalten sind, waren: Ingenieur Lindemann- Ewerbeck, Ludwig L. und Professer Hans Wildermann.

Von 1905 bis 1914 gibt M.Scholl die "Mitteilungen für die Mitglieder der DSdTG (Hauptquartier Aydar)" später die "Mitteilungen für die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft (Theosophischen Gesellschaft)" heraus.

Die Verbindung des Kölner Zweiges zur Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft

In dem Moment, in dem zwischen Rudolf Steiner und Annie Besant gravierende Differenzen um die Interpretation des Christentums und des Christus aufgetreten waren, (Steiner weigerte sich entschieden, den indischen Jungen Krishnamurti als physisch wieder verkörperten Christus anzuerkennen) kam es zum Bruch mit der DSdTG. Diese Auseinandersetzung ist auf der Generalversammlung der Deutschen Sektion von 1911 entscheidend und führt am 16. Dezember 1911, ausgehend von Carl Unger und Adolf Arenson, zur Gründung eines Bundes für anthroposophische Arbeit, dem sich nahezu der gesamte Vorstand der Deutschen Sektion als „Garanten“ anschließt. Die Situation brodelt weiter ohne zu einer Entscheidung zu kommen, bis M. Scholl die Initiative aus der Mitgliederschaft heraus ergriff, die schließlich zum Ausschluss der DSdTG aus der Theosophischen Gesellschaft und in der Anthroposophische Gesellschaft mündeten. Die Gründung wurde am 28. Dezember 1912 durch Michael Bauer, Marie von Sivers und Carl Unger in Köln noch inoffiziell, aber tätig handelnd vollzogen. Der Gründungs-Akt fand mit einigen hundert Mitgliedern aus dem In- und Ausland vor dem Start des Vortragszyklus "Die Bhagavat-Gita und die Paulusbriefe" mit dem Eintritt der dort anwesenden Menschen in die Anthroposophische Gesellschaft statt. Die Gründung wurde kurz danach in Berlin vereinsrechtlich weitergeführt. Insgesamt etwa 2400 der rund 2800 (rund 85%) damaligen Mitglieder der DSdTG schlossen sich der neu gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft an.

Rudolf Steiners Ziel, der Anthroposophischen Gesellschaft ein äußeres Haus zu geben, das dem inneren Leben gerecht, ja zuträglich würde, stellte sich in Deutschland als unmöglich heraus. An den Orten, an denen sich Unterstützer fanden, waren die Widerstände gegen dieses Herz der Anthroposophischen Gesellschaft nicht zu überwinden. Da gelang es in dem kleinen grenznahen Ort Dornach, bei Basel in der Schweiz, ein geeignetes Grundstück und die erforderliche Baugenehmigung zu erhalten. Man griff zu. Damit verlagerte sich der Schwerpunkt der anthroposophischen Arbeit in den Süden. Ein Teil der esoterischen Schüler, denen das möglich war, ging 1914 mit nach Dornach, darunter Mathilde Scholl.

Der Cölner-Zweig

  • Ab 1914, also mit dem Weggang Mathilde Scholls heißt der Zweig nur noch Cölner-Zweig,
    Zweig-Leitung Eugen Künstler 
  • 1929-1935, Zweig-Leitung Amalie Künstler, geb. Biesenbaum
  •  von 1935 bis 1945, Verbot der anthroposophischen Arbeit durch das nationalsozialistische Regime
  • 1945 Zweigleitung: Arbeitsgremium unter Fr. Meskendahl
  • 23.05.1954, Zum 50-jährigen Bestehen des Kölner Zweiges, Vortrag von Hans Behrend (Sohn des Gründungsmitgliedes Elisabeth Behrend)

Die Anthroposophische Gesellschaft

Die Anthroposophische Gesellschaft der Gründung von 1912/13 ging in Schritten bis zur heutigen Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (AAG) mit Sitz in Dornach in der Schweiz weiter. Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG) versteht sich als Zentrum dessen, was man im allgemeinen Sprachgebrauch als Anthroposophische Gesellschaft bezeichnet. Ihre Untergliederungen sind Landesgesellschaften, von denen es in jedem Land eine geben kann. Weitere Untergliederungen je Land werden selbst festgelegt und gestaltet. Die Landesgesellschaften und ihre Untergliederungen ermöglichen den Informationsfluss zu den Mitgliedern einerseits und den Geldfluss zu den Untergliederungen und der AAG andererseits. Alle Mitgliedsbeiträge dienen dem zugänglich Machen, dem Erhalt und der Weiterentwicklung der Geisteswissenschaft.

Spannend ist die Struktur dieser Gemeinschaft. Die AAG ist nicht weisungsbefugt gegenüber ihren Untergliederungen. Alles Rechtliche beruht auf freien Vereinbarungen. Jedem bis zum kleinsten Zweig, ja dem einzelnen Mitglied hin ist es freigestellt an der Anthroposophie mitzuwirken.

Das entspricht in vollen Umfang der Ideen des freien Menschen, der sich in der ganzen Anthroposophie als Grundlage wiederfindet. Wie aber bilden freie Menschen Gemeinschaft(en)? Denn Gemeinschaft bedeutet immer, dass der einzelne sich in die Gemeinschaft einfügt, dafür muss er einen Teil seiner Freiheit aufgeben. Das zweite ist, dass mit zunehmender Freiheit auch Hierarchien nur noch aufgrund von Fähigkeiten anerkennt werden. Dadurch kommt es noch mehr auf die Eigeninitiative des Einzelnen an, wenn Gemeinschaften entstehen und/oder erhalten bleiben sollen.

  • Gemeinschaftswille
  • Fähigkeitsentwicklung, Lernwille
  • Initiative

Weitere Persönlichkeiten in Köln:

Wilhelm Rudolf Goyert wurde am 19. August 1887 in Witten als vierter von fünf Söhnen des Volksschullehrers Heinrich Goyert und seiner Frau Anna, geb. Gierke, geboren. Nach der Schulzeit und Lehren in einer Druckerei und zum Kunsthändler, bekam er 1909, im Anschluss an die Militärzeit, eine Anstellung als Gehilfe in der „Kunsthandlung v. Elsner & Spieckermann‟ in Köln, deren Geschäftsniederlassung in Neuenahr er zu betreuen hatte. 1913 wurde er Gesellschafter der Kunsthandlung und heiratete am 8. Mai 1913 Gertrud Peters. Ende 1914 wurde er als Sanitätsoffizier eingezogen und an die Ostfront beordert.

Schon vor dem Krieg hatte das Ehepaar Goyert eine freundschaftliche Beziehung zu dem Maler Professor Wildermann, Hans, durch den sie die Anthroposophie entdeckten. Nach der Heimkehr von Wilhelm Goyert aus dem Krieg Ende 1918 wurde die Kulturaufgabe der Anthroposophie immer mehr zum Impuls seiner Lebensgestaltung. Er hatte sich von Spieckermann getrennt und in eigener Regie die „Kunsthandlung Wilhelm Goyert‟ in Köln eröffnet.

Zur Erweiterung des Galerie-Programms der Kunsthandlung und um eine Verbindung von bildender Kunst und Anthroposophie zu schaffen, erwarb Wilhelm Goyert das Haus Drususgasse 5/7 und ließ es entsprechend umbauen. Dort entstanden Ausstellungsräume für die „Galerie Goyert‟, Bibliothek, Vortragssäle, eine Privatwohnung und Schulräume für die erste Waldorfschule in Köln. Rudolf Steiner gab dem Haus den Namen „Neuwachthaus‟. Ostern 1921 konnte dort die Waldorfschule - „Neuwachtschule‟ - ihren Unterricht beginnen. Allerdings musste die Schule bereits im Februar 1925 neben finanziellen Problemen vor allem auf Betreiben von Konrad Adenauer, dem damaligen Oberbürgermeister von Köln, und dem Erzbischof von Köln wieder geschlossen werden. Im „Neuwachthaus‟ entfaltete sich ein reges künstlerisch-spirituelles Leben, das die Geschichte der Anthroposophie in Köln entscheidend prägte. Wilhelm Goyert war Zweigleiter. Wenn Rudolf Steiner in Köln weilte, wohnte er bei Goyerts.

Quellenangaben:

  • Mathilde Scholl, aus der Reihe Pioniere der Anthroposophie Band IX, Ekkehard Meffert, ISBN 3-7235-0569-4
  • Vortrag von Hans Behrend (Sohn des Gründungsmitgliedes Elisabeth Behrend), 23.05.1954, Zum 50-jährigen Bestehen des Kölner Zweiges, Kopie beim Autor
  • Die Website https://dokumentationen.kulturimpuls.org/ stellt Informationen zu Persönlichkeiten der Anthroposophischen Bewegung bereit. Recherche nach dem Stichwort Köln und Studium der Angaben führt zu einigen interessanten Resultaten.