Notizen anlässlich eines Vortrags von Herrn Tom Tritschel, gehalten zu Köln am 29.12.2023.

1879: Übergang vom gabrielischen zum michaelischen Zeitalter.
Gabrielisch, Impulse wirken aus dem Geistigen in das Stoffliche hinein,
Michaelisch, Impulse wirken von unten nach oben, Menschen sind also gehalten, die Initiative zu übernehmen und sich an Michael zu wenden.

Zehn Jahre vor Ende eines Jahrhunderts beginnt sich die Qualität eines neuen Jahrhunderts allmählich zu zeigen. Einige Künstler hinsichtlich des heraufdämmernden zwanzigsten Jahrhunderts:

  • Vincent van Gogh lebte in heiterer Gelassenheit in Menschengestalt, nicht mehr nur als Maler und Bildhauer.
  • Wladimir Solowjow trachtete danach, das absolute Ideal nicht nur in der Vorstellung, sondern in der Tat zu verwirklichen. Die bekannten Arten der Kunst seien erschöpft, es gelte die Kunst in neue Bereiche zu tragen.
  • Oskar Wilde: Der Sozialismus und die menschliche Seele.
  • Wassily Kandinsky führte musikalische Ideale, Inspiration, in die Bildersprache ein. 1919 erfolgt sein Durchbruch vom Gegenständlichen zur reinen Farbe. Er schreibt „Das Geistige in der Kunst“ und entwickelt neue Kunstbegriffe;
    Kandinsky knüpfte an den Kreatorimpuls der Weltschöpfung an, erhob die Malerei über die Ebene der Imagination auf die Ebene der Inspiration:
  • Kasimir Malewitsch, Ukrainer, Ikonen sind Wesen; Malewitsch wuchs als Kind ohne Bilder auf; er verdichtete Form immer mehr zu Farbe, bis zum schwarzen Quadrat, dem Golgatha der Kunst.

Neue Kunstentwicklungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Plastik
Plastische Formen waren im klassischen Griechenland perfekt, weitere Entwicklung war insoweit ausgeschlossen. Plastische Formen wurden daher „befreit“;
Wilhelm Lehmbruck stülpte um,
Marcel Duchamp montierte ein schwarzes roue de bicyclette (Fahrrad-Rad) auf einen weißen Hocker.
Eine ganz neue Art von Plastik.

Sprache
Zwei Iren, 1914 James Joyce, Ulysses, „Raunen von Ruinen“, Lautlyrik.
Samuel Beckett, bringt Sprache zum Verstummen, Theaterstück ohne Worte,
zwei Säcke A und B; der Mensch soll durch das Verstummen der Sprache, die Sprachlosigkeit, das Schweigen hindurchgehen.

Musik
Igor Strawinsky, 1910 Der Feuervogel; 1913 Frühlingsopfer, Schauspiel mit Musik,
Inhalt: im heidnischen Russland wird eine junge Frau einem Frühlingsgott geopfert.
Arnold Schönberg, 1911, Zwölftonmusik, Pausen sind wichtiger als Töne, Musik geht durch das Todestor des Verstummens.


Impulse von Rudolf Steiner

1906: Gesamtausgabe Band 93 (GA 93), Tempellegende und Goldene Legende; die
königliche Kunst muss eine soziale Kunst sein.

1909: Die Ästhetik hebt laut Steiner Irdisches ins Göttliche. Der Künstler erhebt sich aus der Alltagswelt dem Göttlichen entgegen und nimmt uns (Betrachter, Zuhörer …) mit.

1910:
- Erscheinen des Halley’schen Kometen bringt Materialisierungsimpuls,
- Rudolf Steiner erwähnt erstmals das Fünfte Evangelium; drei Jahre später wird es näher
ausgeführt.
- Plastik – schweigen; Eurythmie – sprechen.

1912-1913: Mysteriendramen, danach nicht mehr; die Kunststiftung scheiterte 1911 an sozialen Problemen, der Seelenkalender ist ihr einziges Erzeugnis.

1913:
- besondere astronomische Osterkonstellation: 21. März Tag- und Nachtgleiche, 22. März
Vollmond,
- September: Grundsteinlegung für das erste Goetheanum, anschließend Vorträge zum
Fünften Evangelium.

1914: Beginn des ersten Weltkrieges, alles kracht ins Gegenteil.

1919: Kernpunkte der sozialen Arbeit, Bewegung zur Dreigliederung der Gesellschaft, scheitert jedoch.

Joseph Beuys 1962, Was ist Kunst? Plastische Theorie.

Michael Ende: Menschen müssen sich verändern, um eine künstlerische Gesellschaft zu formen.

Steiner: Wie kann ein Gesellschaftswesen so gestaltet werden, dass es Kunst wird?
Institutionen müssen Menschen ermöglichen, sich zu verändern. Veränderung der sozialen Plastik von unten nach oben; also mit dem beginnen, was bereits da ist.
Ita Wegmann war da, folglich wurde eine ärztliche Sektion am Goetheanum gebildet.

Die Christuskraft, die Evolutionskraft ist als seelenfordernde Kraft längst wieder da.